Rund um Zermatt zeugen ein Dutzend Kapellen und Bethäuschen von der Volksfrömmigkeit früherer Zeiten. Viele ansässige Familien lebten bis ins 20. Jahrhundert hinein als Nomaden: Sie wohnten den Sommer über in den verschiedenen Weilern in der Umgebung von Zermatt und kehrten erst bei Wintereinbruch ins Dorf zurück. So ist es nicht verwunderlich, dass jede Bergschaft ihre Kapelle baute, um auch im Sommer an einem Ort der Anbetung Gott nahe zu sein.
Noch heute zeugen jährlich mehr als 100’000 entzündete Kerzen in diesen heiligen Stätten von dem Bedürfnis nach stiller Einkehr und Gedenken. Wir möchten Sie mit den Sagen, die unsere Kapellen umranken, gelebten und vergessenen Ritualen sowie kunsthistorischen Besonderheiten – kurz: mit der Geschichte dieser heiligen Orte bekannt machen.
Wie einerseits der Älpler auf der Alp den Segen über Tiere und Felder sprach, so brachte er durch den Bau von Kapellen das Bedürfnis nach Gemeinschaft im Glauben zum Ausdruck. Durch Ihren Besuch werden diese architektonischen Kleinode zu Orten konfessions- und religionsübergreifender Spiritualität und mit Lebendigkeit gefüllt.
Texte: Klaus Julen